MENSCH! NATUR! 2015
6. Neustrelitzer Naturfilmfestival
6. Festival 2015
Der Publikumspreis für den Langfilm ging an den deutschen Regisseur Jens Schanze für seinen Dokumentarfilm
„La Buena Vida - Das gute Leben“, BRD 2014
Begründung der Auswahljury
Es ist, so kommentiert es ein Zuschauer, ein sehr guter Film, aber auch traurig, denn man wird ent - täuscht, das heißt desillusioniert, weil „Das gute Leben“ der Ureinwohner Kolumbiens beendet wird, nur damit wir in Europa „gut leben“ können.
In Deutschland werden bald die letzten Kohleminen geschlossen. Doch die Riesenbagger sind weitergezogen in andere Kontinente und Länder. Zu den wichtigsten Lieferanten europäischer Kohlekraftwerke zählt zurzeit Kolumbien. Dort liegt das Dorf Tamaquito, wo der multinationale Cerrejón-Konzern 500 Millionen Tonnen Kohle abbauen will, so heißt es in den Radionachrichten. Die Dorfbewohner werden umgesiedelt, doch am neuen Wohnort fehlt es an gutem Boden für den Anbau von Pflanzen, und es fehlt Wasser.
Der deutsche Filmemacher Jens Schanze hat diesen Prozess begleitet. Sein Film dokumentiert ausgesuchte Momente der Zwangsumsiedlungen, von den ersten Infoveranstaltungen bis hin zur Reise des Dorfsprechers Jairo zur Aktionärsversammlung des an der Cerrejón beteiligten Rohstoffgiganten Glencore in die Schweiz. Dort versucht Jairo – von den Konzernherren milde belächelt –, die gegebenen Zusagen öffentlich einzufordern.
Der visuelle Reichtum des Films profitiert von dem eindrücklichen Kontrast zwischen dem zivilisatorisch karg, doch mit Naturreichtümern üppig ausgestatteten Leben in der Natur und den tristen Neubauten, wo die mitgebrachten Bananenstauden und Hängematten wie Fremdkörper aus einer fernen Welt scheinen.
P r e s s e e r k l ä r u n g:
Der Publikumsadler in der Kategorie "Langfilm", gestiftet von der Sparkasse Mecklenburg-Strelitz, geht an den Regisseur Jens Schanze für seinen Film „La Buena Vida“. In dem Film begleitet Schanze die Umsiedlung eines kolumbianischen Dorfes. Die Zwangsumsiedlung der dort seit Jahrhunderten glücklich lebenden Menschen wird von internationalen Konzernen betrieben, um hier Kohle für den Export nach Europa abzubauen. Die Menschen werden vertrieben und das Ökosystem in der Region wird zerstört. Die meisten Besucher hat der Film nachdenklich zurückgelassen. Es ist, so kommentierte es ein Besucher, ein sehr guter, aber auch trauriger Film, man wird ent-täuscht, das heißt desillusioniert, weil "Das gute Leben" der Ureinwohner Kolumbiens beendet wird, nur damit wir in Europa "gut leben" können.
Den Publikumspreis, das Adlerei im Adlernest, gestiftet durch das Nationalparkamt Müritz für den besten Kurzfilm, gewann der Regisseur Andrzej Klamt für seinen Dokumentarfilm "Der Hirte seines Glücks ". Der Film entführt in die unberührte und abgeschiedene Bergwelt des Großen Kaukasus, wo der Ziegenhirte Murman jeden Sommer beim Auftrieb seiner Herde sein Glück findet.
Zu einem Höhepunkt gestaltete sich die Uraufführung des Dokumentarfilms „Waldgeschichten“ von Pitt Venherm, der in sehr poetischen Bildern in Einklang mit der Musik von Torsten Harder auf die 25 jährige Geschichte des Müritz-Nationalparks zurückblickt. Anschließend folgte ein angeregtes Gespräch des Publikums mit den „Gestaltern“ der ersten Stunde, Professor Dr. Hannes Knapp und Amtsleiter Ulrich Meßner sowie dem Filmemacher Pitt Venherm über die Anfangszeit des Nationalparks mit ihren Schwierigkeiten, Zielstellungen und Visionen.
Die Fotografin Kerstin Zegenhagen zeigt in ihrer Ausstellung einen besonderen Blick auf die Spuren, die der Mensch bewusst, unbewusst oder böswillig in der Natur zurücklässt. Die Ausstellung ist noch bis zum 22. November in der fabrik.galerie zu sehen. Ein Konzert mit dem Gitarristen und Bandoneonspieler Oliver Jaeger, ein Buffet mit regionalen Köstlichkeiten, eine Wanderung über den ehemaligen Schießplatz in Granzin und die Vorführung von zwei Gewinnerfilmen des Darßer Naturfilmfestes vom letzten Wochenende rundeten das Programm ab.
"Das besondere 'Format' des Festivals, seine abwechslungsreiche Gestaltung, hat sich erneut großer Beliebtheit beim Publikum erfreut, und daraus erwächst die Hoffnung, dass wir das Festival fortführen können", sagte Horst Conradt als Gastgeber in der Alten Kachelofenfabrik zum Abschluß. Und der Schirmherr des Festivals, Prof. Dr. Hannes D. Knapp, von der Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur, erklärte, dass das große Interesse des Publikums an den besonderen Themen des Neustrelitzer Naturfilmfestivals eindeutig für ein siebtes Naturfilmfestival spreche.
Welturaufführung des Films "Waldgeschichten" von Pitt Venherm
Begrüßung in der fabrik.galerie durch Horst Conradt
Begrüssung durch den Regisseur Pitt Venherrn
Focus: "25 Jahre Nationalpark"
auf dem Podium von links nach rechts:
Prof. Dr. Hannes D. Knapp, Hendrik Fulda, Pitt Venherm, Ulrich Meßner
Focus: "25 Jahre Nationalpark"
Beiträge aus dem Publikum
Beginn des Films
Wanderung zum Thema "Wald - Wüste - Wald"
Bekanntgabe des Publikumsgewinners für den Langfilm
"La Buena Vida - das gute Leben" von Jens Schanze
von links nach rechts:
Ulrich Meßner, Leiter des Müritz-Nationalparkamtes
Thomas Hartung, Vorstand der Sparkasse Mecklenburg-Strelitz
Horst Conradt, Festivalleiter