ThomasPlenert
Thomas Plenert
Ausstellung „Poesie des Alltags“mit Fotos des Kameramanns und Fotografen Thomas Plenert vom 2. Oktober bis 23. November 2025; Vernissage am Donnerstag, dem 2. Oktober 2025 um 19.30 Uhr in der Fabrik.Galerie für gegenwärtige Kunst
In schwungvoller Bewegung – die Kamera nimmt nur noch die Lichtspuren im Raum auf – spielt ein Mann auf seinem Akkordeon. Mitreißend singt er dazu, vielleicht stimmt auch das Publikum laut ein. Doch der Fotograf Thomas Plenert fängt in dieser lauten, stimmungsvollen Situation die leisen Nuancen ein: das Porträt eines Mannes, der sich im Hintergrund einer Glastür spiegelt. Mit verschränkten Armen und geneigtem Kopf wirkt er in sich gekehrt, der Szene entrückt – eine samtige, schwarze Melancholie liegt in seinem Blick.
Es ist dieser zärtliche, neugierige Blick, das – wie Plenert selbst einmal sagte – „ein bisschen durchgucken können“, der ihn zu einem der bedeutendsten Dokumentarfilmkameramänner der DDR und Nachwendezeit machte. Ein Blick, der in vielen seiner preisgekrönten Filme spürbar ist (Die Wismut, 1993; Herr Zwilling und Frau Zuckermann, 1998; Kalte Heimat, 1995) – und den man nun auch in seinen Fotografien in der Galerie für Gegenwärtige Kunst nacherleben kann.
Die Ausstellung zeigt kleine Schwarz-Weiß-Fotografien aus den 1970er- und 80er-Jahren, u. a. aus Halle und Berlin. Plenert hält darin die Schönheit und Poesie flüchtiger Augenblicke fest: Kinder nach dem Angeln, in der Badewanne, beim Seifenblasenblasen oder beim Spielen im Hinterhof; der offene Blick eines Bergmanns oder das vorbeifahrende Auto eines Hochzeitspaares. Ergänzt werden diese Szenen durch farbige digitale Aufnahmen, die im Rahmen der Dreharbeiten zu Lagos – Notizen einer Stadt (Regie: Jens Wenkel, 2012) entstanden sind. So zeigt sich Plenerts unverwechselbarer Blick: mal dokumentarisch, mal verdichtend, stets getragen von einem tiefen Gespür für das Unspektakuläre, das im Bild zu einer unerwarteten, authentischen Schönheit wird.
Die Ausstellung mit den Arbeiten des 2023 verstorbenen Kameramanns wird eröffnet mit dem Film Sonnabend, Sonntag, Montagfrüh (DDR, 1979, Regie: Hannes Schönemann), bei dem Thomas Plenert die Kamera führte und seine Frau Gudrun Plenert den Schnitt übernahm. Regisseur Hannes Schönemann und Gudrun Plenert werden zur Vernissage am Donnerstag, 2. Oktober um 19.30 Uhr anwesend und eröffnen im Gespräch anschließend die begleitende Filmreihe zu Thomas Plenert. Gezeigt werden in dieser besonderen Filmreihe außerdem Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? und Sperrmüll (23.10. im Gespräch hier auch mit Helke Misselwitz und Gudrun Plenert) sowie Herzsprung (23.11.).