Sehstücke
Gerlinde Spotka
Auf den farbigen Fährten, denen das Auge des Betrachters folgt, ergibt sich ein polychromes Geflecht, das einen eigenen und sehr spannungsreichen Raum aufspannt. Dieser Raum, den die Künstlerin Gerlinde Spotka als große Freiheit erlebt und konstruiert, steht im Gegensatz zu all den Festlegungen und Zwängen unseres alltäglichen Lebens. Bewusst sind es abstrakte Farbbildräume in denen Assoziationen zu Unterwasserwelten, Steinmaserungen, mikroskopischer Aufnahmen von Organismen durchaus aufleuchten und doch frei genug sind, um es nicht zu sein. Hier spielen Muster, Wiederholungen, opake und transparente Flächen lustvoll miteinander, - runde oder fast flauschig erscheinende Körper treffen auf eckige und große malerische Gesten begegnen respektvoll winzigen Pinselstrichen.
Zuweilen gehen kleinteilige Muster ein solch komplexes Spiel ein, dass es an Stickereien erinnert oder auch an die Papunya Malerei der Aborigines der 70er Jahre. Und ähnlich, wie es auch bei der nativen Malerei der Aborigines um Traumzeitgeschichten geht, in denen der Ritus des Auftragens und der Weitergabe der besonderen geheiligten Geschichten geht, sind auch für Gerlinde Spotka diese Bilder Geschichten, die sich in eigener Weise kommunizieren. Durch die Betrachtung werden individuelle Geschichten lesbar, sofern man sich auf diese „Sehstücke“ einlässt und dem Wechselspiel des sich auftuende Geflechts sinnlich nachvollzieht.
Die „Sehstücke“ werden noch bis zum 4. Juni von Dienstag bis Sonntag 17-22 Uhr, oder nach Vereinbarung in der Galerie für Gegenwärtige Kunst der Alten Kachelofenfabrik zu sehen sein.
Text: Marieken Matschenz