Roter Faden
Elena Kozlova
Der rote Faden schlängelt sich voluminös über das Papier, wölbt sich nach vorn dann wieder nach hinten ins Bild, wird von sich selbst überlagert, erscheint dünner und mal dicker. Durch tausende feiner mit rotem Kugelschreiber gezogener Kreise erhält dieser Faden sein Volumen und definiert im Blatt einen Raum. Der Betrachter versucht vergeblich diesem Faden zu folgen und den Anfang zu finden, um das Knäuel zu lösen. So könnte man lange vor den Arbeiten Elena Kozlovas stehen und in der Kontemplation über tausende Kreise sich leise die Seinsfrage in der Welt stellen, oder die ewige Frage nach dem Anfang. „Ich komme aus einer Kultur, in der man noch heute zu Bildern fährt, um sie sich anzuschauen“, sagt die in Tver, Russland geborene Künstlerin Elena Kozlova mit dem intendierten Verweis auf die Ikonenmalerei.
Tatsächlich ist das Besondere dieser Bilder und Skulpturen, dass sie sich auf eigentümliche Weise gegen eine mediale Verbreitung sperren, denn die tausend tropfenartig aufeinandergesetzten Farbpunkte beispielsweise auf der Leinwand des Bildes „Buddhas Locken“ sieht man ; spürt man, wenn man davor steht,- auf einem Foto bleibt es einfach ein Muster. Farbe benutzt die Künstlerin vielfach als Material. Hier werden Bilder geschichtet, so dass man oftmals auch von Skulpturen sprechen könnte.
Ihre eigentlichen Skulpturen werden auch aus Farbe aufgebaut, nur dass diese wie in die Luft gemalt erscheinen und von der Schönheit der Farbe an sich erzählen.
Keine Frage, wenn wir von einem roten Faden sprechen, sind wir Suchende, und dass diese Suche in der Ausstellung „Roter Faden“ vielfache sinnliche Momente und auch geistig anregende Sinnzusammenhänge bereithält davon sollte sich der Besucher unbedingt körperlich anwesend überzeugen. Und vielleicht bietet sich zum Vernissageabend am 29. Juni ab 20 Uhr auch genügend Raum für sinnstiftende Gespräche mit der Künstlerin über ihre neuen Arbeiten, die sie zu ihrem erfolgreich beendeten Meisterstudium in der international bekannten Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig fertigte.